Sonntag, 28. Juni 2015

Forscher fordern früheres Eingreifen gegen Hepatitis C

Die jüngsten Medikamente sind hochwirksam, aber extrem teuer – günstiger und effektiver wären ein früheres Eingreifen und Screenings in der Bevölkerung

Zürich – Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Sterblichkeit und auf die Folgekosten von HepatitisC untersucht. Ihr Befund: Mit einem früheren Eingreifen und der Durchführung von Screenings liesse sich die Mortalität um 90 Prozent senken und die langfristige Entwicklung der Gesundheitskosten positiv beeinflussen.
Etwa ein Prozent der Bevölkerung ist mit Hepatitis C infiziert. Die Infektionskrankheit wird durch das Blut übertragen – durch unsaubere Spritzen, infizierte Tätowierungsinstrumente oder durch verseuchte Akupunktur-Nadeln.
Die auch als Gelbsucht bekannte Krankheit kann zu einer Leberentzündung führen, die sich durch eine Gelbfärbung der Haut oder durch einen Gelbstich im Weiss der Augen zeigt. Rund die Hälfte dieser Menschen weiss nichts von ihrer Krankheit, da diese jahrelang ohne Symptome verläuft, auch wenn bereits Leberschäden vorhanden sind. Deshalb wird die Hepatitis C immer wieder zu spät erkannt, wenn ein lebensbedrohlicher Verlauf der Krankheit unabwendbar ist.

Teure Spätfolgen

Zwar nimmt die Zahl der jährlichen Neuansteckungen in der Schweiz kontinuierlich ab, weil Bluttransfusionen, Tätowierungen und Akupunkturnadeln hierzulande heute grundsätzlich sicher sind. Zudem sinkt die Zahl der Drogenkonsumenten, die sich Drogen intravenös verabreichen und sie verwenden vermehrt Einwegspritzen. Die Spätfolgen der Krankheit treten aber erst 20 bis 30 Jahre nach der Ansteckung ein.
Da die Zahl der Neuansteckungen 2003 ihren Höhepunkt erreichte, werden Mortalität und Kosten bei schweren Hepatitis C-Fällen bis 2030 zunehmen. Rund 75 Prozent dieser Patienten sind zwischen 1945 und 1965 geboren. Die jüngsten, hoch wirksamen und besser verträglichen Medikamente gegen Hepatitis C sind sehr teuer – eine Behandlung kostet zwischen 60.000 und 120.000 Euro.

Schweizer Studie

Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Mortalität und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Studienleiter und Leberspezialist Beat Müllhaupt vom Universitäts-Spital Zürich (USZ), plädiert auf Grund der Resultate für ein früheres medikamentöses Eingreifen und die Durchführung von Screenings, statt der heute in der Schweiz praktizierten konservativen Behandlungs- und Teststrategien.
"Mit einer frühzeitigen Hepatitis C-Therapie kann die Sterblichkeit um 90 Prozent gesenkt und die langfristige Entwicklung der Krankheitskosten positiv beeinflusst werden", sagt Müllhaupt. Der Grund: Frühe Behandlungen können so die schweren Hepatitis-Folgeschäden und die entsprechenden Folgekosten reduzieren.
Er bedauert, dass die Preisdiskussion um die neuste Generation der Hepatitis C-Medikamente diese gewünschte Behandlung blockiert: "Ich wünsche mir, dass Politik, Industrie und Krankenkassen Lösungen erarbeiten, die den betroffenen Patienten zu Gute kommen." (red, 26.6.2015)

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